Die
Gesamtzahl der Sprachen wird auf etwa 6000 geschätzt.
Die sehr stark abweichende Angaben reichen von 4600
bis zu 6900 Einzelsprachen (Raymond G. Gordon, Ethnologue:
Languages of the World, 2005). Denn es herrscht Unklarheit
darüber, was als Sprache zählt (Unterscheidung
zwischen Sprache und Dialekt) und die offiziellen Angaben
gehen meist auf Volkszählungen (Zensus) zurück,
die sich häufig auf die ethnische Zugehörigkeit
beziehen und in zahlreichen Staaten manipuliert sein
können. Auch wird die Erst- und Zweitsprachigkeit
selten auseinander gehalten. Hunderte von Sprachen werden
von kleinen Stämmen, vielleicht nur von wenigen
Menschen gesprochen.
Weltsprachen sind natürliche
Sprachen, die eine weit über ihren nationalen Geltungsbereich
hinaus reichende Verbreitung gefunden haben und den
Angehörigen zahlreicher verschiedener Sprachgemeinschaften
die Verständigung in Handel, Verwaltung, Diplomatie
und Wissenschaft ermöglichen; sie werden daher
auch als internationale Verkehrssprachen bezeichnet.
Alte Weltsprachen
Alte Weltsprachen sind das Babylonische
(2. Hälfte des 2. Jahrtausend v.Chr. in Vorderasien),
das Aramäische (bis 4. Jh. v.Chr.), das Griechische
(3. Jh. v.Chr. bis 7. Jh. n.Chr. im Mittelmeerraum und
in Vorderasien, dort vom Arabischen zurückgedrängt),
das Lateinische (seit dem 3./2. Jh. v.Chr.; in Europa
erst im 17. Jh. durch das Französische abgelöst),
das Arabische (seit dem 7. Jh. in Nordafrika, West-
und Südasien). In Vorder- und Hinterindien, Indonesien
und Zentralasien diente im 1. Jahrtausend n.Chr. das
Sanskrit als Weltsprache, im 2. Jahrtausend wurde es
durch das Urdu verdrängt. In Ostasien gilt seit
alters her Chinesisch als Weltsprache. Durch die Entdeckungsfahrten
und Kolonisationszüge seit dem 15. Jh. wurden Spanisch,
Portugiesisch, Niederländisch und Englisch zu Weltsprachen
im eigentlichen Sinn. Der Aufstieg des Französischen
ist mit dem Aufschwung der Diplomatie als Mittel der
Außenpolitik seit Ludwig XIV. (1638 - 1715) verknüpft.
Im 19. Jh. wurde Russisch zur Weltsprache in Osteuropa,
Nord- und Zentralasien. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist
Englisch die weltweit dominierende Verkehrssprache,
v.a. für Nordamerika, Europa, Indien und den pazifischen
Raum. Künstliche Sprachen wie die Welthilfssprache
Esperanto haben sich nicht durchsetzen können.
Muttersprachen
Muttersprachen sind die in der frühen
Kindheit von den Eltern oder anderen Bezugspersonen
erlernten primären Sprachen (Erstsprachen) im
Gegensatz zu den später erlernten Fremdsprachen.
Die zwölf meistverbreiteten Muttersprachen sind
laut Ethnologue (in Millionen Sprechern: Mandarin-Chinesisch
(885), Spanisch (358), Englisch (322), Arabisch (200),
Bengalisch (189), Hindi (182), Portugiesisch (170),
Russisch (170), Japanisch (125), Deutsch (98), Koreanisch
(78) und Französisch (77).
Verkehrssprachen
Verkehrssprachen sind Sprachen,
mit deren Hilfe sich Angehörige verschiedener Sprachgemeinschaften
auf einzelnen Gebieten (u.a. im Handel) verständigen
können. Englisch liegt nach der Anzahl der Muttersprachler
zwar nur an dritter Stelle, ist aber mit 510 Mio. Sprechern
(Muttersprachler und Zweitsprechende zusammengenommen)
die weltweit gebräuchlichste Verkehrssprache sowie
Amtssprache für fast ein Drittel der Weltbevölkerung
und prägt somit den internationalen Austausch und
die Mittel der elektronischen Kommunikation. Unter den
Sprachen europäischen Ursprungs mit interkontinentaler
Verbreitung folgen auf Englisch mit größerem
Abstand Spanisch (320 Mio. Erst- und Zweitsprachler),
Portugiesisch (180 Mio.) und Französisch (130 Mio.).
Acht große Sprachen reichen kaum über ihre
unmittelbaren geografischen Raum hinaus: Mandarin-Chinesisch
(1,2 Mrd. Mutter- und Zweitsprachler), Hindi (490 Mio.),
Arabisch (220 Mio.), Russisch (285 Mio.), Bengali (210
Mio.), Malaiisch (160 Mio.), Deutsch (130 Mio.) und
Japanisch (126 Mio.).
Amtssprachen
Amtssprachen sind die offiziellen
Sprachen in Staaten (etwa in Behörden und bei Gericht)
oder in einer internationalen Organisation. Amts- und
Arbeitssprachen bei den Vereinten Nationen (UN) sind
Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch
und Spanisch. Die 23 Amtssprachen der Europäischen
Union (EU) sind Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch,
Estnisch, Finnisch, Französisch, Griechisch, Irisch,
Italienisch, Lettisch, Litauisch, Maltesisch, Niederländisch,
Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Schwedisch,
Slowakisch, Slowenisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch.
In begrenztem Umfang können zusätzlich von
den Mitgliedstaaten auf nationaler oder regionaler Ebene
anerkannte Sprachen auf Antrag und auf eigene Kosten
verwendet werden; bisher für die Regionalsprachen
Spaniens (Baskisch, Galicisch, Katalanisch).
In Deutschland
ist die Amts- und Gerichtssprache Deutsch, in der Lausitz
auch Sorbisch. Dänisch ist teilweise Schulsprache
in Schleswig-Holstein, Friesisch in Nordfriesland, auf
Helgoland (offizielle Sprache) und im Saterland, Niederdeutsch
in Norddeutschland.
In Österreich lässt das Volksgruppengesetz
von 1976 neben der deutschen Sprache im Verkehr mit
Behörden regional auch die Sprache einer Volksgruppe
zu (Slowenisch und Kroatisch in den Bundesländern
Kärnten, Steiermark und Burgenland). In der Schweiz
sind nach Art. 4 der Bundesverfassung Deutsch, Französisch,
Italienisch und Rätoromanisch gleichberechtigte
Landessprachen.
Deutsch ist auch Landessprache in Liechtenstein,
Belgien (1,2 %; neben Niederländisch und Französisch),
zusätzlich Amtssprache in Luxemburg (neben Lëtzebuergesch
und Französisch) sowie anerkannte Minderheitensprache
in Italien (Trentino-Südtirol).
Links:
Ethnologue:
http://www.ethnologue.com
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