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Chronik: Kolumbien

FWA 2000, Sp. 54

Die Wiederherstellung der von linksgerichteten Guerilleros, rechtsgerichteten paramilit�rischen Gruppen, Drogenmafia und sehr hoher normaler Kriminalit�t bedrohten inneren Sicherheit bleibt ein zentrales Problem.

Aktivit�ten von Guerilleros und paramilit�rischen Gruppen

Der bewaffnete Konflikt zwischen Regierungstruppen und linksgerichteten Guerilla-Organisationen sowie die gegen Rebellen und v.a. deren mutma�lichen Sympathisanten gerichteten gewaltt�tigen Aktivit�ten rechtsgerichteter paramilit�rischer Gruppen werden im Berichtszeitraum 1998 / 99 in verschiedenen Landesteilen fortgesetzt. Die beiden wichtigsten, Mitte der 60er Jahre gegr�ndeten Guerilla-Gruppierungen, die kommunistische Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) und der pro-kubanische Ej�rcito de Liberaci�n Nacional (ELN), deren milit�rische St�rke auf zusammen 15000 M�nner und Frauen gesch�tzt wird, kontrollieren etwa die H�lfte des Landes. Ihre Einnahmen aus Schutzgeldern des Drogengewerbes, von Gro�grundbesitzern und Industrieunternehmen erhobene �Steuern� sowie L�segeld aus Entf�hrungen werden auf �ber 300 Mio. US- $ gesch�tzt. Nach Angaben der Polizei Anfang August 1999 sind in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits mehr als 1300 Personen entf�hrt worden; 1998 waren es �ber 2600 Personen, darunter Politiker und Ausl�nder. In Kolumbien ereignen sich fast die H�lfte aller weltweit registrierten Geiselnahmen. Durch zunehmende direkte oder indirekte Gewalt wurden in den letzten zehn Jahren �ber eine Mio. Kolumbianer zu Fl�chtlingen im eigenen Land.

Paramilit�rische Gruppen, die sowohl mit dem Milit�r als auch mit Gro�grundbesitzern in Verbindung gebracht werden, ver�ben im Berichtszeitraum 1998 / 99 erneut zahlreiche Massaker, v.a. in Nordkolumbien, aber zunehmend auch in den Hochburgen der FARC im S�den und S�dosten des Landes; dabei werden Hunderte von Menschen get�tet, �berwiegend Bauern, die der Zusammenarbeit mit den linksgerichteten Rebellen verd�chtigt werden. In verschiedenen Landesteilen kommt es zudem immer wieder zu Anschl�gen und �berf�llen von Guerilleros der FARC und des ELN auf Einrichtungen der Sicherheitskr�fte sowie zu Gefechten zwischen Armee und Guerilleros, die zahlreiche Todesopfer unter Zivilisten, Soldaten und Rebellen fordern. Dennoch setzt sich Pr�sident Andr�s Pastrana Astrango weiterhin f�r direkte Gespr�che mit den Guerilla-Organisationen zur Beendigung des Konflikts ein.

Die Explosion der landesweit gr��ten Erd�lpipeline in einem Dorf im Nordosten Kolumbiens am 18.10. 1998 fordert mind. 25 Menschenleben; 66 Personen werden verletzt. Die Guerilla-Organisation ELN bekennt sich zwar zu dem Sprengstoffanschlag, macht aber die Armee f�r die Opfer verantwortlich; diese habe das auslaufende Erd�l in Brand gesetzt.

Bei einem Angriff von Guerilleros der FARC am 27.12. auf das Hauptquartier der rechtsgerichteten paramilit�rischen Organisation Autodefensas Campesinas de C�rdoba y Urab� (ACCU) im Nordwesten Kolumbiens und darauf folgenden tagelangen Gefechten kommen mind. 30 Menschen ums Leben. Am 6.1. 1999 erkl�rt die rechtsgerichtete paramil�rische Organisation Autodefensas Unidas de Colombia (AUC) eine 18t�gige Waffenruhe f�r beendet; binnen weniger Tage werden in verschiedenen Departamentos �ber 130 Personen ermordet.

Am 7.1. beginnen in San Vicente des Cagu�n in der entmilitarisierten Zone die seit 1992 ersten direkten Friedensgespr�che zwischen Vertretern der Regierung und der FARC, der gr��ten Guerilla-Organisation. Im Gegensatz zu Pr�sident Pastrana nimmt Manuel Marulanda alias �Tirofijo� (Sicherer Schu�), der F�hrer der FARC, aus Sicherheitsgr�nden an dem Treffen nicht teil. Mitte Oktober 1998 hatte Pr�sident Pastrana den Abzug der Streitkr�fte aus f�nf Gemeinden in den s�dlichen d�nnbesiedelten Departamentos Caquet� und Meta angeordnet; mit der zun�chst auf 90 Tage befristeten (sp�ter verl�ngerten) Demilitarisierung einer rd. 42000 km� gro�en Zone, einem Kokaanbaugebiet, und der �bergabe der faktischen Kontrolle �ber dieses Territoriums an die FARC am 7.11., hatte die Regierung eine der wichtigsten Vorbedingungen der Guerilla-Organisation f�r die Aufnahme von Friedensgespr�chen erf�llt. Anfang Mai einigen sich Vertreter von Regierung und FARC auf eine Zw�lf-Punkte-Agenda, die u.a. grundlegende politische, wirtschaftliche und soziale Reformen vorsieht; die FARC lehnt jedoch einen Waffenstillstand w�hrend der Friedensverhandlungen ab. Ende Juli werden die Verhandlungen erneut ausgesetzt, diesmal wegen Meinungsverschiedenheiten �ber Zusammensetzung und Rolle einer internationalen Kommission zur �berwachung bzw. Begleitung des Friedensprozesses.

Aus Protest gegen die von der Regierung im Rahmen des Friedensprozesses der Guerilla-Organisation FARC gew�hrten Zugest�ndnisse treten am 26.5. Verteidigungsminister Rodrigo Lloreda Caicedo, ein Zivilist, und mind. zehn Gener�le zur�ck. Kritisiert wird v.a. die Ank�ndigung von Victor Ricardo, dem Friedensbeauftragten des Pr�sidenten, die Kontrolle �ber die f�r die Verhandlungen entmilitarisierte Zone im S�den Kolumbiens solle der FARC auf unbestimmte Zeit �berlassen werden. Der R�cktritt l�st eine innenpolitische Krise aus. Zum neuen Verteidigungsminister wird am 29.5. Luis Fernando Ram�rez Acu�a ernannt.

Die Guerilleros des ELN, die nach zweit�gigen Verhandlungen mit Vertretern der Regierung am 12.10. 1998 dem Beginn von Friedensgespr�chen im Februar 1999 zugestimmt hatten, versuchen mit spektakul�ren Entf�hrungen, ihrer Forderung nach �berlassung einer entmilitarisierten Zone im nordkolumbianischen Departamento Bol�var Nachdruck zu verleihen. Am 12.4. bringen Guerilleros des ELN eine Linienmaschine der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca auf dem Flug von Bucaramanga nach Bogot� in ihre Gewalt, zwingen den Piloten zur Landung auf einer abgelegenen Piste im Urwald im Departamento Bol�var und verschleppen die 41 Passagiere bzw. Besatzungsmitglieder mit Schlauchbooten �ber den R�o Magdalena. Bis Mitte Juni werden 25 der 41 Geiseln freigelassen. Rund 40 Guerilleros des ELN �berfallen am 30.5. eine katholische Kirche in Cal� und verschleppen �ber 60 von rund 140 Personen. In Anwesenheit internationaler Beobachter, darunter der ehem. f�r die Koordinierung der deutschen Geheimdienste zust�ndige Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer, werden am 15.6. 33 Geiseln freigelassen. In der Gewalt der Entf�hrer sind insg. noch �ber 60 Geiseln.

Trotz einer am 10.7. von der Regierung verh�ngten n�chtlichen Ausgangssperre in zehn der 32 Departamentos eskalieren die am 8.7. ausgebrochenen K�mpfe zwischen Regierungstruppen und Guerilleros der FARC; sie fordern binnen weniger Tage �ber 220 Menschenleben.

Fast eine Million Menschen, darunter Innenminister Nestor Mart�nez, demonstrieren Ende Juli in Medell�n gegen die Entf�hrungswelle.

Bei einem Autobombenanschlag vor einer Kaserne in Medell�n am 30.7. werden mind. zehn Menschen get�tet und �ber 35 z.T. schwer verletzt.

Ein Angriff der FARC auf eine Polizeistation auf ein Dorf im nordkolumbianischen Departamento Antioquia am 30.7. fordert 17 Menschenleben. In den folgenden Tagen kommt es in diesem Departamento wieder zu schweren Gefechten zwischen Armee und FARC-Guerilleros.

Erdbeben

Ein schweres Erdbeben im Westen Kolumbiens, das sich am 25.1. 1999 in einem seismisch sehr aktiven Gebiet ereignet und 20 St�dte bzw. D�rfer im zentralen Kaffeeanbaugebiet ersch�ttert, fordert rund 1000 Menschenleben; rund 4000 Personen werden verletzt, �ber 250000 werden obdachlos. Am st�rksten betroffen ist Armenia, die Hauptstadt der Kaffee-Provinz Quind�o, die zu gro�en Teilen zerst�rt wird.

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