FWA
2001 Spalte 1028
Zahlreiche Versuche, die WEU zum »europäischer Pfeiler
der NATO« auszubauen, blieben erfolglos, sie blieb de facto
nur ein sicherheitspolitisches Konsultationsforum. Sie wurde nur
mit begrenzten Aufgaben betraut – etwa mit der Entsendung
von beratenden Polizeikontingenten nach Albanien, Bosnien-Herzegowina
und Mazedonien, einer Überwachungsmission für die Kosovo-Region
über das Satellitenzentrum (seit 1998), Koordinierung des Minenbeseitigungsprogramms
für Kroatien (seit 5/1999). Am 3./4.6.1999 legten die Staats-
und Regierungschefs der EU in Köln den Grundstein für
eine eigene Europäische Sicherheits- und Verteidigungsidentität
(ESVI); bis Ende 2000 sollten die Aufgaben der WEU im Bereich der
Konfliktverhütung und Krisenbewältigung (Petersberger
Aufgaben, benannt nach dem Tagungsort des Ministertreffens 1992
auf dem Petersberg bei Bonn) von der EU übernommen werden.
Auf der Tagung des WEU-Rats in Porto (Portugal) am 15./16.5.2000
konnten sich die Teilnehmer noch nicht auf ein genaues Datum für
die endgültige Übertragung der Funktionen der WEU auf
die EU einigen. Die WEU soll bis zu ihrer Auflösung die EU
beim Aufbau der ESVI unterstützen. Die EU will bis zum Jahr
2003 eine zwischen 50000 und 60000 Mann starke Eingreiftruppe für
Kriseneinsätze für den Fall aufstellen, dass sich die
NATO als Bündnis nicht engagieren will, und dabei auch auf
NATO-Truppen zurückgreifen.
Die im WEU-Vertrag enthaltene militärische Beistandsverpflichtung
soll auch künftig nur für die zehn EU-Staaten (ohne Dänemark,
Finnland, Irland, Österreich und Schweden) gelten, die derzeit
der WEU angehören. Dieser Schritt wurde vom EU-Gipfel in Köln
am 3./4.6.1999 bestätigt.
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