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Bolivien: Chronik Unruhen

FWA 2001 Spalte 127f

Am 3.2.2000 kommt es in der Stadt Cochabamba, dem Zentrum des bolivianischen Koka-Anbaugebietes, zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Campesinos, in deren Verlauf Dutzende von Personen verletzt werden. Etwa 200 Bauern, vorwiegend Indios, werden festgenommen. Auslöser der Auseinandersetzungen ist die Erhöhung der Wassergebühren um 20%, mit der die Behörden ein auf 200 Mio. US-$ veranschlagtes Staudammprojekt finanzieren wollten. Bereits in den Monaten zuvor waren die Preise für Lebensmittel, Strom und Benzin drastisch gestiegen. Der eigentliche Grund für die Konflikte zwischen Campesinos und Regierung ist jedoch die von der Regierung auf Druck der USA hin eingeschlagene harte Linie in der Drogenbekämpfung, in deren Folge jährlich Tausende Hektar von Kokapflanzungen vernichtet werden. Dennoch ist es der Regierung bisher nicht gelungen, mit Hilfe eines Substitutionsprogramms - dem sog. Plan »Würde«, der die alternative Anpflanzung von Obst und Blumen vorsieht - die wirtschaftliche Lage der Bauern in den Koka-Regionen zu verbessern. Da die Regierung nicht in der Lage ist, die tagelangen Blockaden der Fernstraßen durch protestierende Bauern zu beenden, verhängt sie am 7.4.2000 den Ausnahmezustand. Daraufhin breiten sich die Unruhen, denen sich jetzt auch Lehrer und Studenten anschließen, über das gesamte Land aus und führen die schwerste Krise in der bisherigen Amtszeit des 1997 gewählten Präsidenten Bánzer herbei. Das gewaltsame Vorgehen von Polizei und Militär gegen die Demonstranten fordert in der Folge insgesamt sechs Tote und 50 Verletzte. 100 Personen, darunter 22 Gewerkschaftsmitglieder, werden festgenommen. Aus Protest gegen den Ausnahmezustand rufen die Gewerkschaften für die Stadt Cochabamba den Generalstreik aus. Die Lage beruhigt sich erst, nachdem am 16.4.2000 zwischen der Regierung und der Bauerngewerkschaft Confederación Sindical Unica de Trabajadores Campesinos de Bolivia (CSUTCB) eine Vereinbarung zustande kommt. Diese sieht den Verzicht auf die umstrittene Erhöhung der Wassergebühren, Änderungen an einem geplanten Hygienegesetz und die Freilassung von einigen Rädelsführern der Unruhen, darunter auch des Bauernführers Felipe Quisbe vor, während die Campesinos im Gegenzug ihre Straßenblockaden aufheben. Die Studentenproteste, die gleichzeitig die Hauptstadt La Paz erschüttern, dauern allerdings noch einige Tage an. Am 20.4.2000 wird der Ausnahmezustand schließlich wieder aufgehoben.


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Aktuelle Informationen zu diesem und allen übrigen Themen des ARCHIVS finden Sie im Fischer Weltalmanach 2002 und im Digitalen Fischer Weltalmanach 2002.