FWA
2001 Spalte 279
Am 24.12.1999 weitet sich eine Meuterei von Soldaten, die gegen
ausstehende Soldzahlungen protestieren, zu einem Militärputsch
unter Führung von Armee-Chef General Robert Guéi
aus. Präsident Bédié wird gestürzt,
flüchtet in ein französisches Militärlager und reist
am 26.12. unter französischem Schutz nach Togo aus, nachdem
sich die Minister seiner Regierung sowie Armee und Polizei trotz
dringender Appelle der USA, Frankreichs und Großbritanniens
hinter den neuen Machthaber gestellt hatten. Guéi
erklärt sich zum Vorsitzenden eines Übergangsrats
(Comité national de salut public – CNSP), dem nur Militärs
angehören, und löst Nationalversammlung wie Verfassungsrat
auf. Er verspricht die Rückkehr zur Demokratie. In der Hauptstadt
Abidjan kommt es während des unblutigen Putsches, des ersten
seit der Unabhängigkeit des Staates von Frankreich (1960),
zu Plünderungen. Bei der Öffnung des Gefängnisses
bricht eine Panik aus, während derer 24 Häftlinge ums
Leben kommen. 6500 Gefangene können fliehen. Inhaftierte Oppositionspolitiker
werden von der Militärregierung entlassen und später rehabilitiert.
Der vom Übergangsrat verhängte Ausnahmezustand
wird am 28.12. aufgehoben. Ouattara kehrt am 29.12. aus Paris
zurück.
Der
Putsch wird von der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten
(ECOWAS) verurteilt, die aber auch die Akzeptanz der Putschisten
durch die Bevölkerung anerkennt. Während die USA, Kanada
und Frankreich ihre Wirtschaftshilfen suspendieren, stellt die Europäische
Union (EU) ihre Zahlungen nicht ein.
Am
4.1.2000 wird eine Interimsregierung aus Oppositionsmitgliedern
und Militärs gebildet, die bis zu Wahlen amtieren soll. Auch
die bisherige Regierungspartei, die Demokratische Partei der Elfenbeinküste
(PDCI), stellt sich hinter die Putschisten. Vier von 24 Ministerien
unterstehen Militärs.
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