FWA
2001 Spalte 288ff
An der Spitze einer Gruppe von sieben Putschisten nimmt der
Geschäftsmann Georges Speight am 19.5. im Parlamentsgebäude
von Suva den erst seit einem Jahr amtierenden indischstämmigen
Ministerpräsidenten Mahendra Chaudry und weitere 37
Personen, unter ihnen das gesamte Kabinett, als Geiseln, erklärt
sich selbst zum Sprecher der Tauka, der ethnischen Fidschianer (Melanesier),
und ruft eine neue Regierung aus. Er verlangt den Rücktritt
des Staatspräsidenten Ratu Sir Kamisese Mara und eine
Revision der demokratischen Verfassung von 1998 mit dem Ziel, die
indischstämmige Bevölkerung von der politischen Macht
auszuschließen. Der einflussreiche Great Council of Chiefs
(GCC) unter Führung von Generalmajor Sitiveni Rabuka
missbilligt am 23.5. den Staatsstreich und fordert die Freilassung
der Geiseln, unterstützt jedoch die Kernforderungen von Speight.
Rabuka hatte sich 1987 selbst an die Macht geputscht, war
von 1992 - 1999 erneut Ministerpräsident und hatte in seiner
letzten Amtszeit die neue Verfassung durchgesetzt. Am 29.5. übernimmt
das Militär unter Armeechef Frank Bainimarana die
Macht, verhängt das Kriegsrecht, setzt die Verfassung außer
Kraft und erklärt Staatspräsident Mara für
abgesetzt. Als Chef einer Übergangsregierung ernennen die Militärs
Ratu Epeli Nailatikau, Schwiegersohn des abgesetzten Präsidenten.
Speight beharrt auf seiner Forderung, selbst das Amt des
Ministerpräsidenten zu übernehmen und bleibt mit den Geiseln
im Parlament verschanzt.
Nachdem
er eine durch Commodore Bainimarama am 3.7. eingesetzte neue
zivile Übergangsregierung unter dem bisherigen Bankdirektor
Laisenia Qarase abgelehnt hat, einigen sich Rebellen und
Junta am 9.7. auf ein Abkommen zur Beendigung des Geiseldramas.
Der Rat der Stammeshäuptlinge (GCC) soll einen neuen Präsidenten,
seinen Stellvertreter und eine neue Übergangsregierung ernennnen.
Speight und seinen Anhängern wird Straffreiheit zugesichert.
Der Vereinbarung entsprechend wählt der GCC am 13.7. den früheren
Vizepräsidenten Ratu Josefa Iloilo, einen Vertrauten
von Speight, in das Präsidentenamt, die letzten 18 der
noch seit knapp zwei Monaten in der Gewalt der Putschisten befindlichen
Geiseln kommen frei. Am 18.7. stellt Iloilo die neue Regierung
vor; Ministerpräsident Qarase bleibt im Amt. Das endgültige
Kabinett, dem nur ein indischstämmiger Minister, aber keine
Speight-Gefolgsleute mehr angehören, wird am 28.7. vereidigt.
Gegen Speight, der am 27.7. verhaftet worden ist, erhebt
der Staatsanwalt am 5.8. Anklage wegen Hochverrats.
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