FWA
2001 Spalte 361f
Nach dem Sieg der oppositionellen Koalition bei den Parlamentswahlen
im Juni 1999 tritt die nur einmal jährlich tagende Beratende
Volksversammlung (Majelis Permusyawaratan Rakyat/MPR) am 1.10. zusammen.
Die Chancen des amtierenden Staatschefs Bacharuddin Jusuf Habibie,
zum Präsidenten gewählt zu werden, schwinden am 18.10.,
als sein Rechenschaftsbericht in der MPR abgelehnt wird. Ihm wird
insbesondere sein nur zögerliches Vorgehen gegen den Ex-Diktator
Hadji Mohamed Suharto und die Befürwortung des Referendums
und damit die »Aufgabe« Osttimors zur Last gelegt. Habibie
zieht daraufhin am Morgen des 20.10. seine Kandidatur zurück,
woraufhin die Noch-Regierungspartei Golkar ganz auf einen eigenen
Kandidaten verzichtet. Am 20.10. wählt die MPR Abdurrahman
Wahid von der neu gegründeten islamischen Nationalen Auferstehungspartei
(Partai Kebangkitan Bangsa/PKB) zum neuen Staatspräsidenten
Indonesiens. Er gewinnt mit 373 zu 313 Stimmen in einer Kampfabstimmung
gegen die zuvor favorisierte Megawati Sukarnoputri von der
Demokratischen Partei (PDI-P), die als Führerin der stärksten
Fraktion im Parlament bereits im Juli ihren Anspruch auf das Präsidentenamt
erhoben hatte. Wahids Sieg wird möglich durch Unterstützung
einer Koalition aus muslimischen Parteien, Golkar und Armeevertretern,
die allesamt einen Sieg Sukarnoputris verhindern wollen.
Die Niederlage der PDI-P-Vorsitzenden führt zu Straßenschlachten
in Jakarta zwischen ihren Anhängern und Polizeikräften,
die zwei Menschenleben fordern. Daraufhin wählt die Volksversammlung
am 21.10. Sukarnoputri mit 396 zu 284 Stimmen zur Vizepräsidentin.
Der Golkar-Vorsitzende Akbar Tanjung hatte seine Kandidatur
zuvor zurückgezogen und wird mit dem Posten des Parlamentspräsidenten
entschädigt. Mit der Wahl der Doppelspitze Wahid/Megawati
ist der endgültige Bruch mit der autoritären Suharto-Ära
vollzogen. Die Studentenunruhen werden beendet.
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