FWA
2001 Spalte 467f
Der
Konflikt zwischen den Gruppen besteht seit der belgischen Kolonialzeit:
Angehörige der Lendu, traditionell Bauern, wurden von der Kolonialverwaltung
enteignet, die die Landrechte an europäische Siedler vergab.
Nach Ende der Kolonialzeit gingen die Land-Konzessionen an die Hema,
traditionell Viehhirten, über, die auch eine politische Führungsrolle
innehatten. Während der korrupten Diktatur von Mobutu Sese
Seko (1965-97) kauften die Hema weitere Landrechte und setzten
die Vertreibung der Lendu aus ihren Siedlungsgebieten fort. Viele
Lendu arbeiten als Lohnempfänger auf Plantagen der Hema. Bereits
in den Jahren 1972, 1985 und 1996 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Durch den Bürgerkrieg und das völlige Fehlen staatlicher
Ordnung verschärft sich der Konflikt. Ausgelöst wurden
die jüngsten Konflikte durch die Vergabe von Landnutzungsrechten
durch eine militante Hema-Gouverneurin an Mitglieder ihrer eigenen
ethnischen Gruppe. Nach Einschätzung von Hilfsorganisationen
beeinflusst das ideologische Muster des Hutu-Tutsi-Konflikts auch
die Hema-Lendu-Auseinandersetzungen: Die bäuerlichen Lendu
verfügen über wenig politische und militärische Einflussmöglichkeiten,
während die Hema sich mit ugandischen Truppen, die traditionell
die Tutsi unterstützen und unter deren Kontrolle das Gebiet
steht, verbünden. Die Hema werden mit den Tutsi assoziiert,
damit mit den ugandischen und ruandischen Besatzern. Seit Beginn
des Jahres 2000 versuchte die ugandische Verwaltung den Konflikt
durch die Absetzung der Gouverneurin und die Versetzung des militärischen
Kommandanten zu entschärfen, allerdings kommt es weiterhin
zu Überfällen und Massakern durch beide Gruppen. Schätzungen
über die Anzahl der Hema und Lendu schwanken: Für die
Hema werden 350000 bis 500000 Angehörige genannt, für
die Lendu etwa 500000.
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