FWA
2001 Spalte 475
Am
20.1.2000 schlägt Kim Dae-jung dem nordkoreanischen
Führer Kim Jong-il eine Zusammenkunft vor, um auf bilateralem
Weg über Frieden, Versöhnung und Zusammenarbeit zu reden.
Er knüpft mit seiner Initiative an eine Phase der Entspannung
im Jahr 1991 an, als sich die Regierungschefs beider Staaten auf
einen Nichtangriffspakt und Schritte zur Aussöhnung und Zusammenarbeit
einigten. Ein für 1994 geplantes Gipfeltreffen kam wegen des
Todes des nordkoreanischen Führers Kim Il-sung nicht
zustande. Am 14.4., wenige Tage vor der Parlamentswahl in Südkorea,
wird die Einigung auf einen Besuch Kim Dae-jungs in Pjöngjang
bekannt gegeben. Das erste Treffen zwischen den Repräsentanten
Nord- und Südkoreas seit Teilung der Halbinsel findet vom
12. bis 14.6. in unerwartet entspannter Atmosphäre statt. Es
mündet in der Unterzeichnung einer allgemein gehaltenen Vier-Punkte-Vereinbarung,
mit der eine neue Ära der Kooperation und Verständigung
beginnen soll: Schritte zur Wiederversöhnung, die die Möglichkeit
einer Wiedervereinigung offen lässt; Zusammenführung von
durch die Teilung getrennten Familien; Abbau von Spannungen; wirtschaftliche
und kulturelle Zusammenarbeit. Entscheidende Sicherheitsfragen wie
die nordkoreanische Langstreckenraketen- und Atomwaffenentwicklung
und die Stationierung von US-Truppen in Südkorea bleiben aus
den Verhandlungen ausgespart. Kim Dae-jung bewertet das Treffen
als »Beginn eines neuen Zeitalters« für die Koreaner.
Am
30.6. schließen die Rotkreuz-Gesellschaften beider Seiten
ein Abkommen über eine erste Runde von gegenseitigen Besuchen
von Familien, die durch den Koreakrieg getrennt wurden. Jeweils
100 Süd- und Nordkoreaner reisen Mitte August in einer »Woche
der Versöhnung« in Gruppen für vier Tage in die
Hauptstadt des jeweiligen Nachbarlandes. Gleichzeitig eröffnen
beide Seiten wieder ihre seit vier Jahren geschlossenen Verbindungsbüros
in Panmunjon in der demilitarisierten Zone. In Südkorea leben
schätzungsweise 1,2 Mio. Kriegsflüchtlinge aus dem Norden.
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