FWA
2001 Spalte 495f
Das
israelische Kabinett beschließt am 5.3. einstimmig den Rückzug
aller Armeeeinheiten aus dem Südlibanon bis Juli 2000,
und zwar unabhängig von einem Friedensvertrag mit Libanon oder
Syrien. Die UN werden am 17.4. offiziell darüber informiert,
dass in Übereinstimmung mit Resolution 425 des UN-Sicherheitsrats
von 1978 alle Truppen bis zum 7.7.2000 abgezogen würden. Der
libanesische Verteidigungsminister Ghazi Zaiter schlägt
daraufhin vor, Teile der bereits im Land befindlichen 35000 syrischen
Truppen zusammen mit libanesischen Streitkräften in die Grenzregion
zu verlegen, was sowohl von Israel als auch von Syrien zurückgewiesen
wird. Ende April schlagen Syrien und Ägypten vor, die seit
1978 im Südlibanon stationierte UN-Friedenstruppe UNIFIL solle
die Verantwortung für die Sicherheit an der Grenze übernehmen.
Während
die Kämpfe zwischen den Milizen und Israel weitergehen, beginnt
die israelische Armee mit der Erstellung eines elektronisch gesicherten
Grenzzauns und dem Abtransport der schweren Waffen und Radarstationen.
Die Ereignisse überstürzen sich am 23.5., nachdem 25 SLA-Stellungen
binnen weniger Stunden aufgegeben werden und die Sicherheitszone
kampflos an die vorrückenden Hisbollah-Milizen fällt.
In der Nacht zum 24.5. zieht Israel seine letzten Soldaten ab,
ohne dass es zu militärischen Verlusten kommt. Etwa 6000 Angehörige
der SLA bitten in Israel um Asyl, ca. 1000 Kämpfer ergeben
sich den libanesischen Behörden. Der militärische Kollaps
der SLA verhindert zugleich eine ordentliche Übergabe des Gebiets
an die UN. Obwohl der syrische und der libanesische Geheimdienst
ab dem 29.5. das Gebiet kontrolliert, stehen sich entlang des Grenzzauns
zunächst Hisbollah-Milizionäre und reguläre Soldaten
der israelischen Armee gegenüber.
Neben
der nicht erfolgten Räumung der Cheeba-Farmen, einem 25 km²
großen Gebiet im Länderdreieck zwischen Libanon, Syrien
und Israel, das von beiden Seiten beansprucht wird, verhindert Streit
um den genauen Grenzverlauf ein schnelles Vorrücken der UNIFIL-Einheiten.
Libanon bemängelt, Israel habe sich bei der Erstellung des
Zauns nicht an die historisch exakte Grenze gehalten und besetze
nach wie vor Teile des libanesischen Territoriums.
Die
UNIFIL wird von 4500 auf 5600 Mann aufgestockt, ihr Vormarsch bleibt
wegen der fehlenden Zustimmung aus Beirut vorerst jedoch blockiert.
Der Streit zwischen UN-Generalsekretär Kofi Annan, der
am 16.6. den Rückzug Israels unzweifelhaft feststellt, und
der libanesischen Regierung unter Ministerpräsident Selim
Al-Hoss wird erst am 23.7. beigelegt, nachdem die israelische
Regierung neun kleinere Grenzverletzungen korrigiert und Libanon
die sog. »blaue« Grenze als provisorischen Grenzverlauf
zwischen beiden Staaten anerkannt hat. Daraufhin gibt auch die libanesische
Regierung grünes Licht für die vorrückenden 400 UNIFIL-Einheiten,
die ab dem 30.7. zum Grenzstreifen vorrücken und bis zum 5.8.
18 Posten entlang der Grenze besetzen. Zugleich ziehen sich die
Hisbollah-Milizen aus den bisher gehaltenen Positionen zurück.
Damit gehen zweieinhalb Monate zivil-militärischer Selbstverwaltung
zuende. Am 9.8. ziehen zum ersten Mal seit 22 Jahren auch wieder
je 500 libanesische Soldaten und Polizisten in die ehemalige Sicherheitszone
ein, beziehen jedoch Stellungen, die nicht unmittelbar an der Grenze
liegen. Der Schwede Rolf Knutsson wird am 9.8.2000 zum persönlichen
Beauftragten des UN-Generalsekretärs Annan für den Südlibanon
ernannt.
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