FWA
2001 Spalte 511
Aus
Protest gegen die Bedingungen, zu denen die Erdölgesellschaft
Mazeikiu Nafta teilprivatisiert werden soll, treten am 19.10.1999
die parteilosen Minister für Finanzen und Wirtschaft, Jonas
Lionginas und Eugenijus Maldeikis, sowie am 27.10. nach
nur fünfmonatiger Amtszeit Ministerpräsident Rolandas
Paksas zurück. Der umstrittene, von der Mehrheit der Regierung
unterstützte Vertrag, der zwei Tage darauf unterzeichnet wird
und Litauens Bindung an den Westen stärken soll, sieht vor,
dass der US-Ölkonzern Williams International zunächst
33 % der Anteile an Mazeikiu Nafta und die operative Kontrolle über
das Unternehmen für 150 Mio. US-$ übernimmt; zur Deckung
der Schulden des Konzerns gewährt Litauen einen langfristigen
Kredit von 350 Mio. US-$. Für den Vertrag, der eine erhebliche
Belastung für den Staatshaushalt darstellt, hatten sich u.a.
Präsident Valdas Adamkus, ein ehem. US-Bürger,
und Parlamentspräsident Vytautas Landsbergis eingesetzt;
sie heben die politischen Aspekte der Privatisierung hervor. Der
Konzern, der eine Raffinerie, ein Ostsee-Verladeterminal und ein
Pipelinesystem umfasst, trägt rund 10% zum BIP und etwa 25%
zu den Steuereinnahmen bei. Der russische Ölkonzern Lukoil,
der ebenfalls eine Beteiligung an Mazeikiu Nafta anstrebte, unterbrach
in den letzten Monaten wiederholt die Rohöllieferungen nach
Litauen und löste damit vorübergehende Produktionsstillstände
aus.
Zurück
|
|