FWA
2001 Spalte 754
Nach
Festsetzung vorgezogener Präsidentschaftswahlen durch die Amtsinhaberin
Chandrika Kumaratunga eröffnen die Liberation Tigers
of Tamil Eelam (LTTE), die seit 1983 im Norden und Osten der
Insel für einen unabhängigen Tamilenstaat kämpfen,
im November 1999 eine groß angelegte Offensive
im zentralen Norden Sri Lankas. Innerhalb von sechs Tagen nehmen
sie 100 Dörfer und Kleinstädte, 10 Militärposten
und die strategisch wichtige Verbindungsstraße zur nördlichen
Halbinsel Jaffna ein und erbeuten zugleich große Mengen Waffen.
Der Führer der LTTE, Vellupillai Prabhakaran, erklärt
die Politik Kumaratungas, die LTTE durch militärischen
Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen, für gescheitert
und ruft die Bevölkerung zumWahlboykott auf.
Am
18.12. wird die Präsidentin bei einem der LTTE zugeschriebenen
Selbstmordattentat leicht verletzt, 21 Besucher ihrer Abschlusswahlkundgebung
in Colombo sterben. Die Präsidentschaftswahl am 21.12.
kann sie bei hoher Wahlbeteiligung (73%) mit 51,1% der Stimmen (1994:
62,3%) für sich entscheiden; auf ihren Gegenkandidaten Ranil
Wickremasinghe von der führenden Oppositionspartei United
National Party (UNP) entfallen 42,7%. Die Opposition und unabhängige
Beobachter beklagen massive Wahlmanipulationen. Nach ihrer Wahl
bietet Kumaratunga der UNP eine Kooperation an, um die Verfassungsreformen
voranzutreiben, die einer Zweidrittelmehrheit im Parlament bedürfen.
Am
16.2.2000 trifft der norwegische Außenminister Knut Vollebæck
in Colombo ein und beginnt mit dem ersten, von den USA und Indien
unterstützten Vermittlungsversuch zwischen Regierung und
LTTE seit 1987. In den vorangehenden zwei Jahren hatte die norwegische
Regierung auf dem Wege der Geheimdiplomatie Kontakte zu beiden Seiten
aufgebaut.
Ungeachtet
der Friedensgespräche nimmt die LTTE am 27.3. ihre militärische
Offensive wieder auf und bringt die Regierungstruppen auf der Halbinsel
Jaffna in Bedrängnis. Am 22.4. erzielt sie mit der Einnahme
des strategisch wichtigen Elefanten-Passes auf der Landenge zur
Halbinsel Jaffna und der Einkesselung von über 25000 Soldaten
ihren größten militärischen Erfolg seit Beginn des
Bürgerkriegs. Die Regierung sieht sich am 28.4. zu einer Teilmobilmachung
und einem Hilferuf an die Adresse befreundeter Staaten gezwungen
und verhängt am 11.5. erstmals seit der Unabhängigkeit
(1948) das Kriegsrecht. Indien, das sich 1987 erfolglos mit
einer 100000 Soldaten starken Friedenstruppe in Sri Lanka engagierte,
lehnt am 4.5. eine Intervention und Waffenlieferungen ab, bietet
aber die Evakuierung der eingeschlossenen Truppen an. Andere Staaten
wie Israel, Pakistan und die Tschechische Republik erklären
sich zu Waffenlieferungen bereit.
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