FWA
2001 Spalte 83f
Konfrontiert
mit dem desaströsen Erbe der peronistischen Wirtschaftspolitik,
versucht die neue Regierung zunächst der ökonomischen
Krise Argentiniens Herr zu werden. Die wirtschaftliche Lage des
Landes ist durch eine unvermindert hohe Staatsverschuldung (1999:
125,2 Mrd. US-$), ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt (1999: ca.
–3%) und hohe Arbeitslosigkeit (im Oktober 1999: 13,8%) gekennzeichnet.
Als erste finanzpolitische Sofortmaßnahme wird Anfang Januar
2000 u.a. eine signifikante Erhöhung der Einkommensteuer beschlossen.
Beschäftigungs- und wachstumsfördernde Effekte verspricht
man sich auch von einer Reform der Arbeitsrechtsgesetze. Heftiger
Widerstand dagegen kommt von Seiten der Gewerkschaften,
die durch das Gesetzesvorhaben weitere Machteinbußen befürchten.
Ihr von antiamerikanischen Parolen begleiteter Protest richtet sich
zudem gegen den Internationalen Währungsfonds (IWF), der am
29.1. durch einen dreijährigen Bereitschaftskredit in Höhe
von über 7,4 Mrd. US-$ die Wirtschaftsreformen der neuen Mitte-Links-Regierung
unterstützt. Ein Aufruf des Gewerkschaftsdachverbandes Confederación
General del Trabajo (CGT) zum Streik Ende Februar 2000 wird jedoch
nur in geringem Umfang befolgt, zumal es der Regierung gelungen
war, die CGT in eine gemäßigte und eine radikale Gruppe
zu spalten. Trotz weiterer Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen
gelingt es der Regierung aber am 27.2., das Gesetzespaket in modifizierter
Form durch die Abgeordnetenkammer und am 12.5. auch durch den von
den Peronisten dominierten Senat zu bringen. Der Widerstand der
Gewerkschaften gegen die nicht zuletzt durch die strengen Auflagen
des IWF eingeforderte liberale Wirtschafts- und Sozialpolitik der
Regierung hält allerdings an: Am 9.6. findet ein zweiter, durch
die CGT ausgerufener Generalstreik statt.
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