FWA
2001 Spalte 988f
Entwicklung:
Auf ihrem Jubiläumsgipfel zum 50-jährigen Bestehen der
NATO in Washington vom 23. - 25.4.1999 beschlossen die (nach dem
Beitritt Polens, Ungarns und der Tschechischen Republik am 16.3.1999)
nunmehr 19 Staats- und Regierungschefs der NATO ein Neues strategisches
Konzept und bejahten zugleich den in der Europäischen Union
(EU) eingeleiteten Aufbau einer eigenständigen Europäischen
Sicherheits- und Verteidigungsidentität (ESVI) als zweiter
Säule des Bündnisses (WEU). Die NATO soll künftig
bei Sicherheitsgefährdungen aller Art im gesamten euro-atlantischen
Raum frühzeitig aktiv werden, wobei die Allianz die Autorität
des UN-Sicherheitsrats im Grundsatz anerkennt, Ausnahmen aber nicht
ausschließt.
Im
ehemaligen Jugoslawien beteiligte sich die NATO erstmals
an UN-Operationen, seit Februar 1994 auch durch Luftwaffen-Kampfeinsätze
zur Durchsetzung von UN-Sanktionen. Am 15.12.1995 ermächtigte
der UN-Sicherheitsrat die NATO, mit der IFOR (Implementation Force)
die Umsetzung des Friedensabkommens von Dayton bzw. Paris vom November/Dezember
1995 für Bosnien-Herzegowina, d.h. die Überwachung
der Einhaltung des Waffenstillstands und die Truppenentflechtung,
mit allen erforderlichen Mitteln - notfalls mit Gewalt - durchzusetzen;
am 12.12.1996 abgelöst durch die Nachfolgetruppe SFOR (Stabilization
Force), die den Auftrag hat, ein sicheres Umfeld für die Friedenserhaltung
in Bosnien-Herzegowina zu schaffen und die zivile Verwaltung zu
unterstützen. – Vom 24.3.- 10.6.1999 führte die
NATO, ohne Ermächtigung durch den UN-Sicherheitsrat, einen
Luftkrieg gegen Jugoslawien, um den Druck auf den jugoslawischen
Präsidenten Slobodan Milosevic erhöhen, dem unverzüglichen
Rückzug der jugoslawischen Armee- und Polizeikräfte aus
dem Kosovo zuzustimmen und die Bedingungen des Westens für
eine Friedenslösung zu akzeptieren.
Am 25.5.1999 beschloss der NATO-Rat die Entsendung der Friedenstruppe
für Kosovo KFOR (Kosovo Force), um die Bedingungen für
eine sichere Rückkehr der vertriebenen Kosovo-Albaner zu schaffen.
Am 8.10.1999 übernahm der deutsche General Klaus Reinhardt
von dem britischen Generalleutnant Michael Jackson den Oberbefehl
über die KFOR, die neben militärischen zugleich zahlreiche
weitere Aufgaben zur Durchsetzung von Recht und Ordnung und Versorgung
der Bevölkerung mit Verkehrsmitteln, Sanitäts- und Reparaturdiensten
übernahm. KFOR umfasste Ende 1999 rd. 45000 Soldaten. Angesichts
fortdauernder ethnischer Spannungen beschloss der NATO-Rat am 15.3.2000
die Erhöhung der Truppenpräsenz in Kosovo um weitere 1000
Soldaten, die von Frankreich und Italien gestellt werden. Reinhardt
wurde am 18.4.2000 durch den spanischen General Juan Ortuño
abgelöst. Mit diesem übernahmen Stäbe des Eurokorps,
das Ortuño seit 1996 kommandiert, die militärische
Führung über die KFOR-Soldaten in Kosovo. Höchste
Befehlsgewalt in Kosovo hat weiterhin der NATO-Oberkommandierende
für Europa (SACEUR).
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