FWA 98, Spalte 465
Der nach dem Wiederaufflammen des B�rgerkriegs im April/Mai 1996 von der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer
Staaten (ECOWAS) vermittelte und auf Druck der Vereinten Nationen (UN), der USA und des amtierenden ECOWAS-
Vorsitzenden Jerry Rawlings auf die Milizenf�hrer am 17.8.1996 in Abuja (Nigeria) vereinbarte Friedensplan f�r Liberia
wird nur z�gerlich umgesetzt. Am 3.9. wird Ruth Perry, die keiner Miliz verbunden ist, als Vorsitzende des neuen
Staatsrats (Council of State) und damit als Staatsoberhaupt vereidigt. Sie l�st Wilton Sankawulo ab, der als
Marionette der F�hrer der B�rgerkriegsmilizen galt.
Die K�mpfe zwischen den rivalisierenden Parteien flammen bis Jahresende immer wieder auf, vor allem im Landesinneren.
Erst nach der Drohung der ECOMOG, nach dem 31.1.1997 alle Waffentragenden als Kriminelle zu verfolgen, macht die
Demobilisierung Fortschritte. Ca. 15.000 K�mpfer werden bis zum 1.2. entwaffnet, die Sch�tzungen �ber die Gesamtzahl
der Bewaffneten liegen zwischen 23.000 und 60.000.
Am 10.3. f�hrt die ECOMOG Razzien in den H�usern der 4 Milizenf�hrer Taylor, Alhaji Kromah, George Boley und Roosevelt
Johnson durch. Kromah wird vor�bergehend in Haft genommen, da bei ihm ein Waffenlager gefunden wurde.
Die Parlaments- und Pr�sidentschaftswahlen am 20.7. verlaufen nach Angaben einer internationalen Beobachterkommission
unter Leitung des fr�heren US-Pr�sidenten Jimmy Carter weitgehend reibungslos und werden als insgesamt "frei und fair"
bezeichnet. Nach Mitteilung der Wahlkommission erh�lt die von Taylor geleitete National Patriotic Party (NPP) 49 von
64 Sitzen im Repr�sentantenhaus und 21 von 26 Sitzen im Senat. Die United Party (UP) der ehem. Afrika-Direktorin des
UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Ellen Johnson-Sirleaf, kommt auf 7 bzw. 3 Sitze; der ehem. Gegner Taylors im
B�rgerkrieg, Kromah, stellt mit seiner ULIMO-K jeweils 3 Abgeordnete. Die Pr�sidentenwahl gewinnt Taylor mit 75,3 %
der Stimmen. Es waren die ersten Wahlen in Liberia nach 7 Jahren B�rgerkrieg, den Taylor 1989 mit seiner Revolte gegen
den fr�heren Diktator Samuel Doe ausgel�st hatte und in dem mehr als 150.000 Menschen umkamen.
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