FWA 99, Spalte 1181
Mit dem Begriff �El Ni�o / Southern Oscillation� (ENSO) wird ein mehr oder weniger regelm��ig auftretendes Klimaph�nomen bezeichnet, das im zentral- und ostpazifischen Raum seinen Ausgangspunkt hat und meist um die Weihnachtszeit seinen H�hepunkt erreicht (daher der aus dem Spanischen stammende Name El Ni�o = Christkind).
Bei normalen Wetterverh�ltnissen �pumpen� die s�d�stlichen Passatwinde das warme Oberfl�chenwasser des Pazifiks in Richtung Australien, Indonesien und Philippinen. Im Gegenzug kann im Ostpazifik vor der K�ste S�damerikas kaltes, n�hrstoffreiches Wasser nachstr�men, wodurch die Fischschw�rme mit Nahrung und die Menschen mit einem angenehmen Klima versorgt werden.
Das El-Ni�o-Ph�nomen ist durch das Ausbleiben der warmen Passatwinde gekennzeichnet, wodurch der atmosph�rische und ozeanische Wetterkreislauf in einer Kettenreaktion gro�r�umig gest�rt wird: Stark erw�rmtes Oberfl�chenwasser und Ver�dung der Fischgew�sser vor Peru, heftige St�rme in Kalifornien, K�lte in Florida, teilweise verheerende D�rren in Australien, S�dostasien und Afrika sind die Folge.
Das bereits vor 150 Jahren von peruanischen Fischern beobachtete und seit den zwanziger Jahren erforschte Ph�nomen tritt im Schnitt alle vier bis f�nf Jahre auf und dauert zw�lf bis 18 Monate. In den vergangenen 150 Jahren wurde das Wetterph�nomen 40mal beobachtet. Seine St�rke wird mit dem Index SOI (�Southern Oscillation Index�) gemessen.
Die beiden bisher beobachteten El-Ni�o-Ereignisse der neunziger Jahre ragen aus dem Durchschnitt hervor. Das erste Ereignis war mit einer Dauer von f�nf Jahren (Mitte 1990 bis Mitte 1995) ungew�hnlich lang; das zweite, Mitte 1997 einsetzende Ereignis, ist von einer St�rke, die an das bisherige Rekordereignis von 1982 / 83 heranreicht, bei dem sich die Klimazonen weltweit verschoben. Im s�dlichen Ostafrika verdorrten seinerzeit die Felder, in Florida erfroren die Zitrusplantagen, und in den n�rdlichen Polargebieten herrschten Fr�hlingstemperaturen. 1982 / 83 forderte El Ni�o �ber 2000 Todesopfer, machte Hunderttausende obdachlos und kostete die Volkswirtschaften weltweit �ber 13 Milliarden Dollar.
El Ni�o 1997 / 98
Die schwerwiegendsten Auswirkungen El Ni�os 1997 / 98 waren die lang anhaltenden Waldbr�nde im Herbst 1997 und Fr�hjahr 1998 in S�dostasien und im Amazonasgebiet. Ausl�ser der Br�nde sind neben den (zahlenm��ig abnehmenden) traditionellen Wanderfeldbauern vor allem internationale Konzerne, die nach den Brandrodungen riesige Plantagen, z.B. f�r �lpalmen, anlegen. Die wegen El Ni�o ausbleibenden Regenf�lle in Mittelamerika lie�en Br�nde in Guatemala, Honduras, Nicaragua und Mexiko au�er Kontrolle geraten. Durch die Trockenheit sank der Wasserstand in den Fl�ssen des Amazonasgebiets um bis zu sechs Meter. Von der D�rre im Sertao im Nordosten Brasiliens sind 10 Mio. Menschen betroffen. Heftige Regenf�lle im S�den des Landes und im angrenzenden Uruguay machten im Februar 1998 �ber 25 000 Menschen obdachlos.
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