FWA 99, Spalte 473
Libyen setzt seine diplomatischen Bem�hungen um die Aufhebung bzw. eine Nichtbeachtung der vom UN-Sicherheitsrat 1992 verh�ngten und 1993 versch�rften Sanktionen fort. Libyen hatte sich jahrelang geweigert, die mutma�lichen libyschen Verantwortlichen f�r den Anschlag auf ein PanAm-Flugzeug auszuliefern, die eine Bombe an Bord des US-Passagierflugzeugs geschmuggelt haben sollen, das dann am 21.12. 1988 �ber der schottischen Ortschaft Lockerbie explodierte und abst�rzte, wobei 270 Menschen den Tod fanden. Die Sanktionen verpflichten alle Staaten, den Luftverkehr von und nach Libyen einzustellen (ausgenommen genehmigte Fl�ge aus erheblichen humanit�ren Gr�nden) und untersagen jeglichen Waffenhandel mit Libyen sowie die Lieferung von Ausr�stungen und Ersatzteilen f�r die libysche Erd�lindustrie.
Der s�dafrikanische Staatspr�sident Nelson Mandela, der seit seiner Haftentlassung 1990 den libyschen Revolutionsf�hrer Muammar al-Gaddafi mehrfach besuchte (zuletzt am 22.10. und 29.10. 1997, wobei laut britischen Presseberichten die Lieferung von R�stungsg�tern gegen libysches �l vereinbart worden sein soll), setzte sich wiederholt f�r die Aufhebung der UN-Sanktionen ein und unterst�tzte entsprechende Erkl�rungen der Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU). Zum Abschlu� des OAU-Gipfeltreffens in Ouagadougou (Burkina Faso) rufen die Teilnehmer am 12.6. 1998 zur Nichtbeachtung der Sanktionen auf, da sie v.a. die Bev�lkerung tr�fen. Da� der �gyptische Pr�sident Hosni Mubarak (wie kurz zuvor bereits die Pr�sidenten von Niger und Tschad) am 9.7. 1998 mit dem Flugzeug nach Tripolis reist und damit das Luftverkehrsembargo mi�achtet, wird von den UN nachtr�glich (aus humanit�ren Gr�nden) akzeptiert, weil es sich um einen Krankenbesuch (nach einem Unfall al-Gaddafis) gehandelt habe.
Am 10.7. schlie�t Italien mit Libyen eine Vereinbarung �ber die Regelung von Sp�tfolgen der italienischen Kolonialherrschaft und die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Staaten. Mitte August 1998 weilen der tunesische Staatspr�sident Zine el-Abidine Ben Ali und Ministerpr�sident Hamed Karoui zu Gespr�chen in Tripolis.
Der UN-Sicherheitsrat bef�rwortet in einer am 27.8. 1998 einstimmig angenommenen Resolution die Aussetzung der Sanktionen gegen Libyen, sobald die beiden des Lockerbie-Anschlags verd�chtigten Libyer an die Niederlande �berstellt worden sind. Nach dem Ende des Verfahrens gegen sie soll das gegen Libyen verh�ngte versch�rfte Embargo aufgehoben werden. Der Entschlie�ung liegt ein Kompromi�vorschlag der USA und Gro�britanniens zugrunde, wonach den beiden Libyern - nach britischer und US-amerikanischer Ansicht Geheimdienstagenten - in Den Haag von schottischen Richtern nach schottischem Recht der Proze� gemacht werden soll. Revolutionsf�hrer al-Gaddafi nimmt am 26.8. in einem Gespr�ch mit dem US-Fernsehsender CNN diesen Vorschlag an, verlangt jedoch am Tag darauf Garantien von der USA und von Gro�britannien, da� die beiden Verd�chtigten ein faires Verfahren erhalten.
Das 1984 begonnene Bew�sserungsprojekt �Gro�er k�nstlicher Flu߫, das aus riesigen unter der Sahara gelegenen Seen gespeist wird, versorgt seit 1993 die K�stenstadt Bengasi und seit 1996 die Hauptstadt Tripolis mit Wasser. Von al-Gaddafi als �achtes Weltwunder� bezeichnet, warnen Umweltexperten davor, da� das ebenfalls unter der Sahara lagernde Salzwasser die Brunnen verderben und uralte Oasen wie Kufra, Sabha und Ghadames verdorren k�nnten.
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