Europa wächst zusammen
durch kulturellen Austausch
Die Idee, jährlich eine oder mehrere europäische
Kulturhauptstädte zu benennen, entstand 1985
und geht auf eine Initiative der damaligen griechischen
Kulturministerin Melina Mercouri zurück.
Die jeweils durch den EU-Ministerrat ausgewählten
Städte sollen die Aufgabe übernehmen, Öffentlichkeit,
Einheimischen wie Besuchern, markante Merkmale der Stadt,
der Region und des Landes näher zu bringen sowie
Veranstaltungen zu fördern, bei denen Kulturschaffende
aus anderen Städten Europas einbezogen werden.
Graz: Kulturhauptstadt
2003
Mit einer viertägigen Feier
(9.-13.1.2003) startete Graz als alleinige Kulturhauptstadt
2003 (www.graz03.at).
Das kulturelle Jahr in der zweitgrößten Stadt
Österreichs wurde mit der Uraufführung von
Beat Furrers Oper »Begehren« in der
umgestalteten Helmut-List-Halle, einem ehemaligen Industriegebäude,
offiziell eröffnet. Neben rund 1000 Veranstaltungen
und über 100 Projekten hat der italienisch-amerikanische
Architekt Vito Acconci eine künstliche Insel
für die Mur entworfen: eine 400 qm große
muschelförmige Schwimmschale, auf der sich ein
kleines Café, ein Amphitheater und ein Kinderspielplatz
befinden und die über zwei Stegbrücken den
historischen Stadtkern mit dem Rotlichtviertel Lend
verbindet.
Als weitere große Attraktion
gelten der »Berg der Erinnerungen«, in dessen
Stollen die Bewohner der Stadt Fundstücke aus ihrer
privaten Geschichte ausstellen werden, und das Sacher-Masoch-Festival,
das die Bedeutung des Grazer Schriftstellers Leopold
von Sacher-Masoch (1836-95) behandelt. Während
des Festjahrs hat das Wahrzeichen der Stadt, der aus
dem Jahr 1560 stammende Uhrturm am Schlossberg, einen
Schatten aus schwarzem Stahlblech bekommen; im Herzen
der Altstadt, die seit 1999 zum Weltkulturerbe gehört,
ragt neben der Mariensäule, 1663 von Bürgern
als Dank für die Errettung vor den Türken
aufgestellt, ein 18 Meter hoher Liftturm, der Besucher
auf Augenhöhe mit der vergoldeten Madonna fahren
lässt. Höhepunkt des Kulturjahres ist die
für den Herbst geplante Eröffnung des neuen
Kunsthauses, von den beiden britischen Architekten Colin
Fournier und Peter Cook »A Friendly
Alien« genannt (www.kunsthausgraz.at).
Neuer Auswahlmodus
Kulturhauptstädte 2004 werden
Genua und Lille sein. Ab 2005 gilt ein neues
Auswahlverfahren: Im Rotationsprinzip stellt jeweils
ein EU-Land eine Kulturhauptstadt. Der jeweilige Mitgliedstaat
schlägt, spätestens vier Jahre vor dem betreffenden
Jahr, eine oder mehrere Städte vor. Eine Jury,
bestehend aus sieben unabhängigen Experten aus
den verschiedenen Gremien der Europäischen Union
(Parlament, Rat, Kommission und Ausschuss der Regionen),
bewertet die Bewerbungen. Auf der Grundlage ihres abschließenden
Berichts trifft der Rat seine endgültige Entscheidung.
Die Reihenfolge der Mitgliedstaaten ist bereits bis
2019 festgelegt: Irland, Griechenland, Luxemburg, Großbritannien,
Österreich, Deutschland, Finnland, Portugal, Frankreich,
Schweden, Belgien, Spanien, Dänemark, Niederlande
und Italien. Noch nicht beschlossen ist, wie mit den
bis dahin hinzugekommenen Beitrittsstaaten verfahren
wird.
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